Direkt zum Inhalt
Title

Fund des Monats

Die Bandbreite des materiellen Bergbauerbes in den Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) ist immens. Im Forschungsprojekt „montan.dok 21“ wird die Geschichte der Musealen Sammlungen des montan.dok weiter aufbereitet, Bestände werden erfasst und analysiert. Dabei gibt es auch den ein oder anderen „Fund des Monats“, den wir Ihnen hier präsentieren.

Lieder- und Gebetbuch eines Bergmanns

„Wohl gebetet! / Denn zur Tiefe willst du fahren, / Gott allein kann dich bewahren, / Darum schaue erst hinauf! / Hol' vom Herrn dir ein Glück auf!“ So lautet die erste Strophe eines Gebets bzw. Lieds in einem kleinen handschriftlich verfassten Gebetbuch eines Bergmanns der Zeche Hannover aus dem Jahr 1850. Es ist ein Zeugnis aus einer Zeit, als Gebet und Gesang ein Teil der Arbeitswelt im Ruhrbergbau waren und nicht nur staatlicherseits verordnet, sondern auch vonseiten der Zechenbetreiber durchaus gefördert wurden.

Buntes Blech für kleine und große Bergleute

Bei den Vorbereitungen zur Sonderausstellung „Glück auf! Ruhrgebiet. Der Steinkohlenbergbau nach 1945“ haben die Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums 2008 ein besonderes Blechspielzeug als Schenkung erhalten. Spielend und spielerisch ließ es sich 2009 in die Ausstellungseinheit „Die Kohle und das ,Wirtschaftswunder‘“ integrieren und stand damit auch symbolisch bis in die Kinderzimmer hinein für die wirtschaftlichen Auswirkungen des Wiederaufbaus in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Spielzeug greift das Thema „Steinkohlenbergbau“ durch die verwendeten Motive vielfach auf.

Knapp bei Kasse – Notgeld als Quellen kulturhistorischer Forschung

Notgeld kam in der Vergangenheit zum Einsatz, wenn von staatlicher Seite in Zeiten von Krieg oder Inflation nicht genügend Geldmittel bereitgestellt werden konnten. Auf diese Weise sollte der Zahlungsverkehr aufrecht erhalten werden. Obwohl diese Ersatzwährungen lediglich für kurze Zeiträume und in eng abgesteckten Bezirken galten, belegen erhalten gebliebene Scheine in der Sammlung „Notgeld und Marken“ im Bergbau-Archiv Bochum im Montanhistorischen Dokumentationszentrum (montan.dok), dass es Menschen auch in Krisenzeiten immer wieder verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen.

Das Bergwerk als Tatort: Quellen zu einer Kriminalgeschichte des Ruhrbergbaus

Die Kriminalgeschichte des Bergbaus ist bislang noch nicht geschrieben – die montanistische Rechtsgeschichte beschäftigt sich eher mit Fragen von Wirtschaftsrecht, Konzessionierungen und den Verantwortlichkeiten für bergbauliche Umweltschäden denn mit menschlichen Abgründen und bösen Buben. Aber wie in allen Lebensbereichen findet sich etwas verbrecherische Energie natürlich auch im Bergbau. Und so ist es nur ein kleiner Schritt von der Welt unter Tage in die Unterwelt!

Geburtsort eines deutschen „Braunkohlenriesens“ – Die Ilse Bergbau AG

Mit dem „Kohleausstiegsgesetz“ aus dem Jahr 2020 verabschiedete sich die Bundesrepublik vom aktiven Bergbau auf fossile Brennstoffe. Die Schließung der letzten beiden deutschen Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren und Prosper-Haniel 2018 markierte eine öffentlich prominent wahrgenommene Zwischenetappe auf dem Weg in ein nachhaltiges Energiesystem. Bis spätestens 2038, so sieht es das Gesetz vor, laufen nun sukzessive auch die noch aktiven Braunkohlengruben in der Bundesrepublik aus. Betroffen hiervon sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (Rheinisches Revier), Brandenburg (Lausitzer Revier), Sachsen (Lausitzer und Mitteldeutsches Revier) und Sachsen-Anhalt (Mitteldeutsches Revier).

Von Bochum in die Welt: Auszeichnungen für die WBK auf den Weltausstellungen 1873 und 1893

Zur Geschichte der Industrialisierung gehört auch, dass sich die Industrie auf Welt- und Gewerbeausstellungen einer breiten Masse vorstellte. Die Bedeutung dieser damals neuartigen Präsentationswelten nahm seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa und den USA stetig zu. Mit dem Anspruch, die immer neuesten Errungenschaften aus Industrie, Wissenschaft und Kunst zu präsentieren, wurden die internationalen Ausstellungen für die Zeitgenossen zu Kristallisationspunkten der Moderne, an denen das Ausmaß an Veränderungsdynamik weltweit greifbar schien. Der nationale Repräsentationswille der teilnehmenden Länder mischte sich hier mit dem Wunsch der Unternehmen und Industriebranchen, im internationalen Rahmen auf sich aufmerksam zu machen und für die eigenen Produkte zu werben. Das galt auch für den Bergbau.

„Spiegelbild und Sprachrohr“: Werkzeitschriften der Bergbauindustrie

„Spiegelbild und Sprachrohr“, so lautete programmatisch das Motto der letzten Ausgabe der „Steinkohle“, dem „Mitarbeitermagazin der RAG Aktiengesellschaft“, wie der Untertitel lautete. Sie erschien im Juli 2019, gut ein halbes Jahr nachdem das Auslaufen des produktiven deutschen Steinkohlenbergbaus am 21. Dezember 2018 auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop feierlich besiegelt worden war. Die Macher des Magazins nutzten die Gelegenheit, um auf dessen 49-jährige Geschichte zurückzublicken, die 1970 mit der ersten Ausgabe der „Ruhrkohle“ als Werkzeitschrift der damals neu gegründeten Ruhrkohle AG begonnen hatte.

Ein Markscheide-Instrument ohne Namen?

1935 wird dem damaligen Bergbau-Museum Bochum ein mysteriöses Vermessungsobjekt aus dem 16. Jahrhundert geschenkt, hergestellt von Hans Georg Hertel in Braunschweig. Das historische Instrument vereint bereits viele Bestandteile des erst über 100 Jahre später entwickelten Theodoliten in sich. Hersteller und Instrument sind über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten.

Bergleute als Comic-Helden: Die Abenteuer von Pic und Briquet

Comics, Karikaturen und lustige Bilder waren in den 1950er- und 1960er-Jahren fester Bestandteil vieler Werks- und Zechenzeitschriften. Sie dienten sowohl der Unterhaltung als auch der betrieblichen Kommunikation. Ein inhaltlicher Bezug zum Bergbau war dabei nicht immer gegeben. Die Witzseite der Werkszeitung der Klöckner-Zechen „Unser Pütt“ thematisierte beispielsweise nur gelegentlich das Leben der Bergleute. In der Zeitschrift „Grubensicherheit“ des Oberbergamts Dortmund fanden die Leser:innen dagegen regelmäßig den kurzen Comicstrip „Lau und Schlau“, der humorvoll auf Gefahren des Arbeitsalltags aufmerksam machte und korrekte Verhaltensweisen propagierte.

Schlachten auf dem Papier: Das Flugblatt als Medium der Meinungsbildung im Kampf um das Ruhrgebiet

Die Zeit der Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Soldaten 1923 gilt als eine der produktivsten Phasen der Flugblattherstellung. Die Propaganda auf deutscher Seite versuchte, die Besetzer als Barbaren zu diskreditieren und deren Präsenz im Ruhrgebiet als Verstoß gegen das Völkerrecht in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern. Französische Flugblätter wehrten diese Vorwürfe ab und präsentierten die Ruhrbesetzung stattdessen als legitime und friedliche Maßnahme zur Durchsetzung der im Versailler Vertrag festgeschriebenen Reparationsverpflichtungen des Deutschen Reichs. Überlieferungen aus dieser Zeit zeigen aber auch, dass die Reihen der nationalen Fronten keineswegs immer so geschlossen waren.