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Fund des Monats

Die Bandbreite des materiellen Bergbauerbes in den Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) ist immens. Im Forschungsprojekt „montan.dok 21“ wird die Geschichte der Musealen Sammlungen des montan.dok weiter aufbereitet, Bestände werden erfasst und analysiert. Dabei gibt es auch den ein oder anderen „Fund des Monats“, den wir Ihnen hier präsentieren.

Eine Welt, die anzieht und schockiert: Eine Gräfin unter Tage

Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika Gräfin von der Schulenburg, besser bekannt als Tisa von der Schulenburg, führte für eine Adelige ein unkonventionelles Leben. In der Welt der Reichen und Schönen fühlte sie sich isoliert, weshalb sie nach ihrem Kunststudium begann, auf Berliner Arbeitsämtern der 1930er-Jahre die „wirkliche Welt“ – wie sie es formulierte – kennenzulernen. Eine zufällige Begegnung führte sie 1936 nach Durham. Dort entdeckte sie ihre Faszination für den Bergbau, die sie bis zu ihrem Lebensende nicht mehr losließ.

Es geht bunt zu: Eine sächsische Bergparade im Deutschen Bergbau-Museum Bochum

3,5 m lang. 80 Figuren. Alle handgeschnitzt und koloriert. Die Bergparade des Düsseldorfer Bildhauers Max Kresse gehört in den Musealen Sammlungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) zu den ältesten Auftragswerken im Bereich der bildenden Kunst. In der Dauerausstellung erstmalig zu sehen war die Parade 1937. Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an ihr vorüber, doch gelang es einem Modellbauer am Haus, die in Mitleidenschaft gezogenen Figuren so aufzuarbeiten, dass die Parade auch heute noch als zentrales Objekt im Rundgang „Kunst. Ideal und Wirklichkeit“ zu sehen ist.

Segensreiche „Bomben“: Rettungskörbe im Bergbau

Seit vielen Jahren kommt es bei Führungen durch das Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) bei den Besuchenden zu „Aha-Effekten“. Kurz vor dem Betreten der Bereiche, in denen der moderne Steinkohlenbergbau mittels Walzenschrämlader und Schildausbau hautnah zu erleben ist, stoßen sie in einer Strecke auf ein Objekt, das in seiner Form tatsächlich stark an eine Bombe erinnert. Der Zweck und die Gründe für die Entwicklung hatten jedoch rein gar nichts mit zerstörerischer Absicht gemein, ganz im Gegenteil ging es dabei um die Rettung von Bergleuten aus ansonsten ausweglosen Situationen.

Braunkohlenbriketts als historische Zeugnisse

Dass Geschichte prägen kann, ist unbestritten. Ob man Geschichte aber auch aus einer Prägung lesen kann? Ein Versuch wäre es wert mit Hilfe von vier Braunkohlenbriketts aus den Musealen Sammlungen des montan.dok. Hergestellt wurden sie von der Rheinbraun AG (heute: RWE Power AG) in den 1990er-Jahren und kamen in den Jahren ihrer Entstehung in die Musealen Sammlungen des montan.dok. Aktuell sind sie in der Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ vom 27. August 2021 bis 23. Mai 2022 in Düsseldorf zu sehen.

Die Zukunft des Bergbaus: Steuerpult der Grubenwarte der Zeche Sophia Jacoba von 1967

Zu Beginn der 1980er-Jahre hielt in Deutschland „Kollege Computer“ Einzug auch in der Arbeitswelt des Bergbaus. Die Vorgeschichte dieser von Mechanisierung und Rationalisierung geprägten Entwicklung spiegelt unter anderem die Einrichtung zentraler Grubenwarten über Tage, wie die auf der Zeche Sophia Jacoba in Hückelhoven 1967. Anlagen dieser Art erleichterten nicht nur die Kommunikation unter Tage, sondern ermöglichten bald auch eine direkte Kontrolle und Steuerung von Betriebsabläufen, was bis heute den modernen Bergbau weltweit prägt.

„Seinem hochverdienten Geschäftsführer Doctor Natorp zur Erinnerung an 25jährige Thätigkeit“

In eigentlich jedem Archiv oder jeder musealen Sammlung gibt es besondere Stücke, die immer wieder oder besonders gerne zur Hand genommen und vorgezeigt werden. Weil sie historisch oder monetär besonders wertvoll sind, weil sich mit ihnen eine besondere Geschichte verbindet, weil sie repräsentativ für die Bestände bzw. Sammlungen sind oder weil sie aufgrund ihrer materiellen Qualität und ihrer auratischen Kraft in ganz besonderer Weise Einblicke in längst vergangene Zeiten vermitteln können.

Ein Reisealbum aus dem Krieg

Im Bergbau-Archiv Bochum, unter dem Datenbankeintrag mit dem Titel „Zeit als Kriegsfreiwilliger beim Regiment Nr. 13“, findet man ein Fotoalbum mit elf beidseitig beklebten Blättern. Dieses vergleichsweise dünne Album wird von einem Einband mit ockerbraun gemustertem Stoff umspannt und durch eine Schnur zusammengehalten. Die Abbildungen sind auf dunklem Karton angeordnet und werden durch handschriftliche Notizen mit Datum und teilweise zusätzlichen Informationen kommentiert. Dieses Album erzählt die Geschichte des Kriegsfreiwilligen Theodor Albrecht in der Zeit zwischen August 1914 und Juni 1915.

Römischer Wein oder Dortmunder Bier: Der künstlerische Reiz des Ruhrgebiets

Zwei Männer befinden sich in einem dunklen Raum, der eine sitzt Modell, der andere malt. Durch das Fenster wird der Blick auf eine Industriekulisse mit qualmenden Schloten und einem alles überragenden Fördergerüst freigegeben. Daneben prangt ein Schild. Es wirbt für Dortmunder Union Bier und liefert so eine grobe Verortung der auf der Lithographie dargestellten Szene.

Wo kommen die Zechenarbeiterinnen auf der Hängebrücke her – und wo gehen sie hin?

Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt aktuell die Sonderausstellung „Vision und Schrecken der Moderne – Industrie und künstlerischer Aufbruch“. Wo da der Zusammenhang zum Deutschen Bergbau-Museum Bochum besteht? In der Ausstellung ist auch ein Gemälde aus den Musealen Sammlungen des montan.dok zu sehen: „Zechenarbeiterinnen auf einer Hängebrücke“ – unser aktueller Fund des Monats Mai.

Mit dem Latein am Ende – Wenn Provenienzforschung an ihre Grenzen stößt

In über 90 Jahren Sammlungsgeschichte häuft sich einiges an: Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum beherbergt in den Musealen Sammlungen des montan.dok insgesamt rund 350.000 Objekte. Um den Überblick über die Bestände nicht zu verlieren, ist bereits in den 1940er-Jahren begonnen worden, die eingegangenen Sammlungsgegenstände – wie etwa Lampen, Maschinen, Arbeitsgeräte oder auch Kunstwerke – zu dokumentieren. Die dafür angelegten Karteikarten sind insbesondere für die frühen Objekteingänge eine der wichtigsten Quellen für die Objektforschung. Und dennoch verleiten sie heute manchmal dazu, ehemalige Sammlungsmitarbeitende „in die tiefsten und finstersten Abgründe der Hölle“ zu verfluchen.